Zurück im Leben
TRICKY ist wieder einmal unberechenbar und sein kommendes Album 'Blowback' (VÖ: 02. Juli) die vielleicht größte Überraschung des aktuellen Jahres. Denn es besteht zu großen Teilen aus zugänglichen, relaxten, positiven und funkigen Stücken. Wir hören und staunen....
Das ist doch mal ein Sinneswandel. Noch vor etwa einem halben Jahr resümierte ein resignierend und nachdenklich gestimmter Adrian Thaws: "My life is still fucked up. Nicht völlig verkorkst so wie vor drei Jahren noch, aber es ist auf jeden Fall nich ene Menge zu tun." Die akustische Bestätigung seines seelischen Status Quo gab es gleich dazu: "Mission Accomplished", die zu dieser Zeit veröffentlichte EP mit vier reichlich kruden Brocken zwischen Computer-Punk, Garagen-Freejazz und Endzeit-TripHop, zwischen kaltschnäuziger Aggerssion, beängstigender Dunkelheit und manischem Wahnsinn. Und jetzt das: "Blowback" und Tricky im Land, wo Honig und Schokolade fließen. "Ach was", relativiert er: "Es ist jetzt nur vieles besser als noch vor ein paar Monaten. Ich war es außerdem leid, dass mich Radiostationen und Musikkanäle völlig ignorieren." Und, man muss es so sagen: Auch immer mehr Fans blieben auf seinen wild gewordenen Groove-Expeditionen und bekifften Schizo.Trips ins Land der Düsternis auf der Strecke. "Stimmt absolut. Und weißt du, was noch viel schlimmer ist? Dass die Kids, die sich 'Top Of The Pops' reinziehen, überhaupt nicht iwssen, woher diese ganzen Pop-Klon-Bands überhaupt ihre Ideen haben. Wurde Zeit, dass es denen mal wieder jemand zeigt." Und Tricky kann es wirklich: "Blowback" ist eine wunderschöne Platte aus warmen, eingängigen und fast ausnahmslos lieblichen Song.Wolken zwischen Pop, TripHop, Dub und - jawoll - gutem alten Metalfunk, die nie den nötigen Biss und die Tricky-eigene Tiefgründigkeit vermissen lassen. Der Bogen, den das Album schlägt, ist enorm und dennoch: Es klingt in jeder Sekunde, jedem Ton und jedem Beat nach Tricky. Damit das ganze Vorhaben auch von Erfolg gekrönt ist, lud er sich gleich reihenweise Gastmusiker ins Studio: Neben einem ganzen Berg an Sessionmusikern und eher unbekannten, befreundeten Vokalisten waren auch einige Celebrities mit dabei, die sich, laut Tricky, ihm alle von selber und ungefragt anboten. Darunter: Alanis Morissette, Ed Kowalczyk von Live, ferner drei der Red Hot Chili Peppers, die ihm bei den Crossover-Nummern halfen, sowie die 80er Pop-Lady Cyndi Lauper, von der er behauptet, sie habe eine der besten Stimmen, die ihm je zu Ohren gekommen sei. Ein Schelm übrigens, wer bei all dem an überzogene Dispos, ständig steigende Rauchkräuter- Kosten und ausbleibende Single-Erfolge denkt: Geld war nie ein Problem für Tricky, und auch in die Charts will er nicht um des Erfolges willen, sondern um seiner Rolle als erzieherischen Glied einer fehlgeleiteten Popjugend nachkommen zu können. "Ausnahmslos alles, was sich derzeit in den Charts tummelt, ist unfassbarer Dreck", bestimmt er, "und deshalb ist es auch kein Wunder, wenn unsere Kids nicht mehr wissen, wie sich wirklich gute, echte, authentische Musik anhört. Aber jetzt bin ich ja da, um es ihnen zu zeigen. Ich hoffe sehr, dass das klappt." mit einem derart guten Album im Rücken solllte das eigentlich zu machen sein - wir drücken die Daumen. Mehr zu "Blowback" und dem geläuterten Tricky m nächsten Heft.

Sascha Krüger

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  photo: Anton Corbijn
 
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